Geschichte, Entwicklung und Einführung
Zu Beginn des Jahres 1996 erhielt die Sparte „Wehrtechnik Land“ den Auftrag zum Bau der Wannen für die Panzerhaubitze 2000. In der Chefetage von B + V freute man sich. B + V soll gemeinsam mit dem langjährigen Kooperationspartner Otobreda in La Spezia, die Wannen für zunächst 280 Panzerhaubitzen produzieren. Davon sind 185 Haubitzen für die Bundeswehr bestimmt, 95 für das italienische Heer. Der Wert dieses Auftrags für B + V wird vermutlich nicht unter 70 Mio. DM liegen. Die Fertigung ist bei B + V bereits angelaufen; die Auslieferung der Waffensysteme soll 1998-2002 erfolgen.
B + V arbeitet bei diesem Rüstungsvorhaben der Kasseler Firma Wegmann zu, die 1996 zum Generalunternehmer bestimmt worden ist. Weiter sind aus der deutschen Rüstungsindustrie an der Haubitzen-Produktion u.a. beteiligt: Rheinmetall (155-mm-Kanone), MaK (Fahrgestell), MTU (Dieselmotor) Diehl (Kette). Die Firmen spekulieren darauf, insgesamt sogar 555 Panzerhaubitzen für die Bundeswehr produzieren zu können. Daneben hat Schweden bereits Interesse an dem Waffensystem geäußert. Die Panzerhaubitze 2000 soll in der Bundeswehr die Haubitze M 109 ersetzen. Von dieser soll sie sich durch erhöhte Beweglichkeit Feuerkraft sowie durch stärkere Panzerung unterscheiden. Eine PzH 2000 ist in der Lage, die Aufgaben von drei Haubitzen M 109 zu übernehmen. Die Reichweite der 155-mm-Geschosse liegt bei 30 km, bei Verwendung von Spezialgeschossen bei 40 km. Es ist davon auszugehen, dass die neue Haubitze ebenso wie die M 109 neben konventioneller auch atomare Munition verschießen kann. Die PzH 2000 ist das zur Zeit modernste und leistungsfähigste Artilleriegeschütz der Welt. Die Leistungsdaten des Selbstfahrgeschützes sind beeindruckend. Feuerbereitschaft aus der Bewegung heraus in 30 Sekunden. Abgabe der typischen 8er Schussfolge innerhalb von 60 Sekunden, Vorbereitung zum Feuerwechsel: 30 Sekunden. Für die Artillerie-Truppe bedeutet das: Innerhalb von nur 2 Minuten ist eine Stellung bezogen, die Schusskoordinaten erfasst, 8 Schuss abgegeben und die Stellung bereits wieder verlassen. Das setzt die Reaktionszeit eines Gegenangriffs auf wenige Sekunden herab. Wenn die hohe Beweglichkeit und die schnelle Schussfolge taktisch überlegt eingesetzt wird ist ein Gegenschlag durch feindliche Artillerie fast unmöglich.
Am 15. Mai 2001 konnte die PzH 2000 erfolgreich eine Reichweite von 40 km nachweisen. Dieser Nachweis erfolgte durch die WTD 91 und Krauss-Maffei Wegmann auf dem Schießplatz Putlos im Norden Deutschlands. Die PzH 2000, die weltweit einzige bei der Truppe eingeführte 155 mm /Kal. 52 Panzerhaubitze, feuerte als Weltpremiere zum ersten Mal über eine Distanz von 41.800 Metern. Insgesamt wurden 20 Schuss abgegeben, die alle über 40 km lagen. Verwendet wurde dabei das Geschoss der Serie M 2000 BB Assegai der Firma Naschem/Denel aus Südafrika in Verbindung mit dem modularen Treibladungssystem DM 72 der deutschen Firma Rheinmetall.
Diese Reichweitensteigerung auf über 40 km war die Erfüllung der letzten obligatorischen Hauptforderung des griechischen Heeres für dessen geplante Beschaffung von 24 PzH 2000. Außer dem griechischen Bewertungsausschuss beobachtete den Schießversuch auch eine Delegation des niederländischen Heeres.
Im ersten Kauflos sollen 185 Panzerhaubitzen 2000 zur Ablösung der veralteten Panzerhaubitze M 109 A3 GE A1 und Feldhaubitze FH 70 beschafft werden. Insgesamt benötigen die Artillerietruppen der Bundeswehr 594 Panzerhaubitzen, davon 54 als Umlaufreserve, zur vollständigen Ausmusterung der M 109 Panzerhaubitze und der 155mm Feldhaubitze FH 70. Als Generalunternehmen zeichnet für das neue Waffensystem das Kasseler Unternehmen Wegmann verantwortlich. Das Rohr und die Wanne stammen von Rheinmetall/MaK, welche den größten Unterauftragnehmer bei Panzerhaubitze 2000 ist. Der Auftrag des Heeres verlangt die Verteidigung des eigenen Territoriums, sowie die Beteiligung am Krisenmanagement und an der Verteidigung Alliierter auch außerhalb Mitteleuropas. Ein Einsatz von Truppen der Bundeswehr sollte auch in größeren und entfernteren Räumen unterschiedlicher Struktur möglich sein.
Die Artillerie unterstützt das Gefecht der verbundenen Waffen durch Aufklärung und Feuer. Die vorhandene Flexibilität und die Reichweite der Rohrwaffen versetzt die Artillerie in die Lage, verzuglose sowie flächendeckend mit raschem Schwerpunktwechsel- Punkt- oder Flächenziele in der Tiefe, vorrangig gegnerische Artillerie, Gefechtsstände und logistische Einrichtungen sowie stehende oder sich bewegende Ziele vor den eigenen Kampftruppen zu bekämpfen.
Die Artillerie (Panzer- und Feldhaubitzen 155mm) ist besonders durch die Wählbarkeit der Flugbahn und der Munitionsausrüstung befähigt, flexibel auf die jeweilige Gefechtssituation und das Zielverhalten zu reagieren und ein Wirkungsfeuer der momentanen Lage, Größe, Struktur und Härte des Ziels anzupassen. Zu einem wirkungsvollen Artilleriegeschütz gehören heute die Überlebensfähigkeiten des Systems, seine Selbstverteidigungsfähigkeit, die technische Voraussetzung zum raschen Stellungswechsel, die reaktionsschnelle Feuerverlagerung, sowie der Schutz vor ABC-Kampfmitteln und Waffenwirkung. Eine hohe Reaktionsfähigkeit auf dem Gefechtsfeld erfordert, aus der Bewegung heraus jederzeit unvorbereitete Feuerstellungen zu beziehen und wenige Sekunden später mit sicheren Schießdaten und hoher Feuerfolge treffsicher wirken zu können. Die eingeführten M 155mm Waffensysteme, PzH M 109 A3 GE A1 und die Feldhaubitze 70, erfüllen diese Anforderungsprofile nicht. Mit der Beschaffung der PzH 2000 ist die Einplanung von 18 Geschützen pro Bataillon ausreichend. Für die gleichen Leistungen sind im Gegensatz dazu 24 M 109 A3 GE A1 oder 24 Feldhaubitzen nötig gewesen. Ebenfalls kann das Bedienungspersonal reduziert werden. Während die M 109 Haubitze noch acht Soldaten für die Bedienung benötigt, kommt die PzH 2000 mit nur fünf Soldaten aus. Das ergibt insgesamt in jedem Bataillon bei einem Bedienungspersonal für die Geschütze ein Einsparungspotential von 53%, weil bisher 192 Soldaten (24 Geschütze x 8 Mann), künftig nur noch 90 Soldaten (18 Geschütze x 5 Mann) benötigt werden.
Forderungen an die neue PzH 2000 für die Panzerartillerie der Bundeswehr :
+ 155mm Rohrwaffe L 52 (Rohrlänge = 52 Kaliberlängen), welches NATO-Granaten bis zu einer Reichweite von 30 km und reichweitengesteigerte Geschosse auf 40 km, bei hoher Treffgenauigkeit, verschießen kann.
+ Hohe Feuergeschwindigkeit d.h. 3 Schuss in 10 Sekunden, 8 Schuss pro Minute und 20 Schuss in 3 Minuten.
+ Automatische Geschossladeeinrichtung mit Magazin und 60 Schuss Ladevorrat.
+ Autonomie in der Richtungs-, Lage- und Höhenbestimmung.
+ Teilautonomie in der Berechnung der einzelnen Feuerkommandos.
+ Hohe Beweglichkeit und ABC-Schutz durch Panzerstahl, Innenauskleidung reaktiven Dachschutz gegen Hohlladungsbomblets, kollektive Schützbelüftungsanlage und einer Besatzung von 5 Soldaten.
Der gepanzerte und rechteckige Turm der Panzerhaubitze sitzt auf dem Heckbereich der Wanne auf, über deren Heck er leicht heraussteht. Die Turmkonstruktion bietet im Heckbereich Platz für 48 Treibladungen oder 288 Treibladungsmodule. Der Stauraum ist für den Fall eines Treffers mit einer Sollbruchstelle versehen, um bei einer Entzündung der Treibladungen die frei werdende Energie nach außen entweichen zu lassen. Im Turmaufbau befindet sich auch die Position des Richtkanoniers. Dieser kann das Geschützrohr halbautomatisch oder manuell ausrichten, falls die automatische Geschützpositionierungsanlage (GPA) ausfällt. Zusätzlich in den Turm ist ein versenkbares Rundblickfernrohr für den Richtschützen eingebaut. Zum direkten Richten des Geschützes dient dem Richtschützen ein monoklares Panzerzielfernrohr. Zur Beobachtung des Einsatzgebietes ist ein 360 Grad schwenkbares Periskop mit Restlichverstärker und einem integriertem Gallium-Arsenid-Laserentfernungsmesser eingerüstet. Mit dieser Einrichtung kann der Richtkanonier Ziele zum direkten Richten und die genaue Entfernung durch den Kommandanten zugewiesen bekommen.