Geschichte, Entwicklung und Einführung
Die Entwicklung des Kampfpanzers „Leopard II“ begann 1968 durch Beauftragung von Krauss-Maffei mit der Entwicklung von zwei Versuchsträgern. Kurz danach war das deutsch-amerikanische Entwicklungsprogramm für den Kampfpanzer-70 gescheitert und man entschied sich im Jahre 1970 für eine Eigenendwicklung. 17 unterschiedliche Prototypen folgten. Sie unterschieden sich sowohl in Fahrwerk, Panzerung, Ausrüstung und Bewaffnung.
Diese wurden ab 1972 geliefert und anschließend ausgiebigen Truppenversuchen unterzogen. Als Ergebnis dieser Tests und auf Grund der Erfahrungen aus den Panzerkämpfen im nahen Osten, wurde ein wesentlich verbesserter Panzerschutz, eine neue Turmform und der Einbau einer verbesserten Optik gefordert.
1977 begann die Fertigung von insgesamt fast 2.000 Einheiten. Das Waffensystem Leopard II ist seit seiner Einführung in den Truppendienst einer der führenden Kampfpanzer der Welt. Durch ständige Verbesserungen und Weiterentwicklung wurde er ständig im Kampfwert gesteigert und den ständig wachsenden Erfordernissen des modernen Gefechtsfelds angepasst. Sämtliche Neuerungen wurden auch jeweils an den vorhergegangenen Exemplaren durchgeführt, um alle Fahrzeuge ständig auf dem selben hohen technischen Stand zu halten. Auch nach dem Auslaufen der Serienfertigung wurden immer wieder Neuerungen und Verbesserungen eingeführt. Die wichtigste hierbei war wohl die Anbringung des Spiegels für das Mündungsreferenzsystem der Feldjustieranlage. Dadurch ist es der Besatzung jederzeit möglich, die Hauptwaffe auf die Optik einzurichten. Durch die verschiedenen Ausrüstungen entstanden verschiedene Typen des „Leopard II“, A0-A5. Letzterer befindet sich derzeit in der Verwendung bei den HVK der Bundeswehr.
Bewaffnung
Der Panzer ist mit einer vollstabilisierten 120 mm Glattrohrkanone von Rheinmetall als Hauptwaffe ausgerüstet, die es ihm erlaubt, aus voller Fahrt in nahezu jedem Gelände, sowohl stationäre als auch bewegliche Ziele, sowohl am Boden als auch in der Luft, bis zu einer Entfernung von 4000 m erfolgreich durch Erstschusstreffer zu bekämpfen. Und das sowohl aus dem Stand als auch aus der Fahrt. Die effektive Kampfentfernung liegt dabei bei 2.500 m. Als Munitionssorten stehen ein flügelstabilisiertes, unterkalibriges Wuchtgeschoss mit einem Penetrator aus gepresstem Wolframkarbidpulver, sowie ein Mehrzweckgeschoss mit einem Hohlladungsgefechtskopf, welcher von einem Splittergürtel umgeben ist. Die Führung der Hauptwaffe kann sowohl vom Richtschützen wie auch vom Kommandanten übernommen werden. Dem Richtschützen steht zur Waffenführung ein binokulares Hauptzielfernrohr zur Verfügung, welches über einen Tagsichtkanal mit 12facher Vergrößerung und, für den Feuerkampf bei Nacht und schlechten Sichtverhältnissen, über ein Wärmebildgerät mit 4- oder 12facher Vergrößerung verfügt. Zur Entfernungsermittlung bedient sich die Besatzung eines Laserentfernungsmessers. Bei Ausfall der Hauptoptik und/oder des Rechners erfolgt die Zielaufklärung/Bekämpfung durch den Richtschütze mittels einer Hilfsoptik. Diese hat allerdings eine 8fache Vergrößerung, besitzt weder WBG noch Laser und ist nur Monookular. Der Kommandant hat zur Gefechtsfeldbeobachtung und Feindaufklärung ein vollstabilisiertes Rundsichtperiskop mit einer 2- oder 4fachen Vergrößerung. Damit ist er in der Lage dem Richtschützen Ziele zuzuweisen, oder gegebenenfalls selbst den Feuerkampf zu führen. Beim „Leopard IIA5“ verfügt er ebenfalls über ein eigenes, an das Periskop gekoppeltes Wärmebildgerät. Für eine 4-Mann-Besatzung, und damit gegen den allgemeinen Trend der Ersetzung des Ladeschützen hat man sich wegen der zur Entwicklungszeit des KPz. höheren Zuverlässigkeit und Ladegeschwindigkeit eines menschlichen Besatzungsmitgliedes entschieden. Bei zukünftigen Kampfpanzerentwicklungen wird sich das anders darstellen. Seine bisher fast unereichte Agilität verdankt der Kampfpanzer nicht zuletzt seinem ausgezeichneten Antrieb, welcher sich aus dem MB 873- Motor von MTU und dem HSWL 354- Getriebe von RENK zusammensetzt.
Ausbau & Verbesserungen
Die Verbesserungen führten zwar zu einer Anpassung an neue militärische Forderungen und/oder führten zu technischen Vereinfachungen, aber insgesamt befindet sich der Kampfpanzer, was Selbstschutz und Bewaffnung angeht, auf dem Stand der 70er Jahre. Aus diesem Grund wurde Ende der 80er Jahre mit der Kampfwertsteigerung begonnen. Diese gliedert sich in drei Stufen.
–| KWS Stufe I :
Um der zunehmenden Verbesserung der aktiven und reaktiven Panzerungen entgegenzuwirken, entschied man sich zur
Entwicklung einer neuen und stark leistungsgesteigerten KE-Munition für die 120-mm Glattrohrkanone (L/44), mit der Bezeichnung LKE II. Diese baut direkt auf der LKE I auf, einer Munition, die in deutsch französischer Zusammenarbeit entwickelt wurde, und zusammen mit dem KPz „Leclerc“ in die französische Armee eingeführt wird. Da es mit modernen russischen Reaktivpanzerungen möglich ist, die Penetrationswirkung von KE-Munition erheblich einzuschränken, ist es notwendig, die kinetische Energie der Geschosse zu erhöhen. Hierbei sind vor allem Penetrator Länge und -geschwindigkeit wichtig. Das größte Problem stellt hierbei die Geschossgeschwindigkeit dar. Dies wurde einerseits gelöst durch einen modifizierten Treibladungsaufbau und eine veränderte Pulvergeometrie. Andererseits wird eine noch bessere Nutzung der noch im Rohr vorhandenen Energie durch eine Verlängerung des Rohres um ca. 1,30m erzielt. Das Geschoss selbst wurde in seinem groben Aufbau nicht verändert, nur in der Länge ist es gewachsen. Durch all diese Maßnahmen wird eine Steigerung der Durchschlagsleistung um fast 80% erzielt. Die Mündungsgeschwindigkeit steigt um ca. 80 m/s. Die LKE II lässt nur aus dieser L/55 Kanone verschießen. Diese KWS befindet sich zur Zeit im Truppenversuch und wird wahrscheinlich als „Leopard IIA6“ in die Truppe eingeführt werden.
–| KWS STUFE II :
Diese Stufe der KWS wurde in den Jahren 1995-98 für die KRK der Bundeswehr an zunächst 225 Fahrzeugen vorgenommen. Sie umfasst vor allem Maßnahmen zur Verbesserung der Feuerleitung, der Führbarkeit sowie des ballistischen Schutzes. Dazu nahm man Türme der Lose 1 – 4 und Fahrgestelle der Lose 6-8.
–| KWS Stufe III :
Diese Stufe der Kampfwertsteigerung befindet sich derzeit in der Planung. Ihr Ziel ist die weitere Verbesserung von Feuerkraft, Überlebensfähigkeit und Führbarkeit des Kampfpanzers Leopard 2. Dieses umfasst als wichtigste Maßnahme die Einführung eines neuen Turms mit einer 140 mm Glattrohrkanone als Hauptbewaffnung sowie einem automatischen Lader. Der Panzerschutz soll modular sein, um ihn den jeweiligen Forderungen anzupassen und eventuell auszutauschen, etwa nach Beschussschäden. Weiterhin ist die Einführung eines Battlefield Management System, ähnlich dem im Strv 122 oder dem AMX-Leclerc. Durch diese Maßnahmen sollte es dem Kampfpanzer. „Leopard II“ möglich sein, sich auf einem modernen Gefechtsfeld des 21. Jahrhunderts mit einer gut trainierten Besatzung zu behaupten. Trotzdem halte ich eine Digitalisierung, ähnlich der des M1A2 als zwingend notwendig, noch vor der Erhöhung der Feuerkraft. Die Lehren aus dem 2.Weltkrieg sollten einem eigentlich zeigen, daß normaler Weise die Art und Weise wie man seine Panzer im Gefecht führt, entscheidender ist als Panzerung oder Feuerkraft. Das hervorragende Gesamtkonzept des Kampfpanzers „Leopard II“ erfreut sich nicht nur in Deutschland hoher Beliebtheit. Er befindet sich auch in den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Schweden und Spanien im Einsatz. Dänemark erwägt derzeit den Einsatz. Schweden, welches zuerst nur Miet-KPz.
benutzte, führt derzeit eine nochmals im Kampfwert gesteigerte Form des „Leopard IIA5“ ein. Dieser als „Leopard II Strv 122“ bezeichnete KPz. wurde mit zusätzlicher Panzerung am Bug sowie auf dem Turmdach versehen. Weiterhin wurde er mit dem TCCS ausgerüstet. Diese besteht aus einem Führungsrechner, Ein- und Ausgabegerät zur schnellen Übermittlung von taktischen Lagen, Befehlen und Meldungen, zur Darstellung von Karten und zur Beurteilung der Lage und zur Orientierung im Gelände sowie einem Fahreranzeigegerät.